Eine lange und bewegte Geschichte
Meinrad und Katrin
Wir sind die Besitzer und Betreiber der Tincup Wilderness Lodge und schauen auf viele Jahre Outdoor-Erfahrung zurück, speziell auf Flüssen und Seen im Yukon Territorium und in den Northwest Territorien. Die Tincup Wilderness Lodge gibt uns die Möglichkeit, diese Passion mit Gästen aus der ganzen Welt zu teilen.
Wir werden die Tincup Wilderness Lodge bewahren als das, was sie heute ist: ein friedlicher Ort der Liebe inmitten der unversehrten Schönheit der Natur. Unser Respekt und unser aufrichtiger Dank gelten Jose und Larry, sowie den früheren Besitzern.
1969–1972
(nach einer Erzählung von Ray Conant, März 2012)
Wie alles anfing
Der Wunsch, aus 2000 Metern Höhe auf dem silbrig glänzenden Wasser des Tincup Lake zu landen, war unwiderstehlich: es war der perfekte Ort für eine Lodge, die nur mit dem Wasserflugzeug zu erreichen ist. Sie würde vor allem Naturliebhaber anziehen, aber das Angeln würde ebenso wichtig sein. Das war im Sommer des Jahres 1969.
Die Lodge hatte eine ungewöhnliche, aber praktische Bauweise: Sie verfügte – zusätzlich zu neun Schlafräumen – über mehrere Badezimmer, einen Angelshop, einen Sanitätsraum und eine 75 Quadratmeter grosse Lounge, die mit einem Teppich, einem runden offenen Kamin, einem Billardtisch, einer Bar und einer Bühne für eine zweiköpfige Band ausgestattet war.
Trat man aus der Lodge heraus, war man sogleich von der herrlichen Flora und Fauna und dem fischreichen See umgeben. Die Gäste unternahmen täglich geführte Ausflüge mit dem Boot, dem Flugzeug und dem Helikopter. Der See bot stets einen guten Fang – im tiefen Wasser genauso wie an den flachen Stellen oder in Ufernähe. Mit dem Helikopter flog man die Gäste zu schwer zugänglichen Flüssen, die reich an Graylings waren, oder zu hoch gelegenen Wiesenlandschaften. Dort konnten sie die endlose, grandiose Bergwelt bestaunen, die Blumen betrachten, die Vögel und andere Tiere beobachten oder ganz einfach die reine Luft geniessen. Mit der Widgeon, einem zweimotorigen Amphibienflugzeug, gelangten die Besucher schnell zu anderen Seen. Der Flug zwischen Whitehorse und der Tincup Lodge bot eine atemberaubende Aussicht auf das Gletschergebirge. Als weitere Transportmittel standen ein zweites Amphibienflugzeug (eine Seabee) und für den Winter eine mit Ski ausgerüstete Piper Cub zur Verfügung.
Tolle Gäste
In den ersten zwei Saisons empfing die Tincup Lodge 46 Gäste. Einige von ihnen nahmen einen weiten Weg auf sich, um die Lodge zu besuchen, wie jene Gäste etwa, die aus Singapur angereist kamen. Die meisten waren jedoch Amerikaner aus Texas, Oklahoma, Iowa, Ohio, New York und Pennsylvania. Ein Paar kam aus Quebec City, ein anderes aus Calgary. Einige dieser Gäste waren zweimal zu Besuch, so ein renommierter Fotograf, der auch für das Magazin National Geographic tätig war, und sein Sohn. Sie verbrachten in beiden Jahren mehrere Wochen auf der Tincup Lodge. Ein Outdoor-Fotograf und Fernsehfilmer aus Texas drehte einen Film über den besonderen Einsatz des Helikopters auf der Lodge. Ein Gast entschied sich sogar, zu bleiben und schloss sich sogleich der Belegschaft an.
Das Ende des Traums
In den ersten zwei Saisons übertraf der Erfolg der Lodge am Tincup Lake sämtliche Erwartungen. 1972 führte eine unglückliche Verkettung von Ereignissen allerdings dazu, dass ich dieses kleine Paradies in die Hände des nächsten Visionärs geben musste.
1975–1981
(nach einer Erzählung von Warren La Fave, März 2012)
Die Regierung des Yukon Territoriums überschrieb 1975 das Anwesen Jack La Fave. La Fave erweiterte das Hauptgebäude um mehrere Räume und führte die Lodge während sechs Jahren mit grossem Erfolg weiter.
1981 flog Jack La Fave mit zwei anderen Männern zum Tincup Lake, um die Lodge für die nächste Saison vorzubereiten. Er machte ein Feuer im grossen bauchigen Ofen in der Lodge, dann ging er in die Scheune, um den Deutz-Generator in Betrieb zu nehmen. Der Generator war im Winter überholt worden, und Jack verbrachte fast die Hälfte des Tages damit, die Maschine wieder zusammen zu setzen und den Motor zu starten. Was er aber nicht wusste: Die Ofenrohre hatten sich während des Winters gelöst, und die Funken des Feuers im Ofen entzündeten die Dielen des oberen Stockwerks. Als der Generator endlich in Betrieb war, lief er nur harzig: Jack prüfte die Schalter, um dem Problem auf die Spur zu kommen. Nach einigen Minuten stellte er fest, dass im Generatorschuppen alles in Ordnung war. Er ging zur Lodge und wollte den Hauptverteiler abschalten, um zu prüfen, ob die Stromleitung zur Lodge das Problem war. Als er die vordere Türe der Lodge öffnete, schlug ihm dicker Rauch entgegen. Er schloss die Türe wieder und ging zur Rückseite des Hauses, in der Hoffnung, die Ursache für den Rauch zu finden. Der Rauch war jedoch so dicht, dass er nicht einmal durch den Flur kriechen konnte. Jack liess die hintere Türe offen und ging wieder nach vorne. Als er die Vordertüre erneut öffnete, barsten alle Fenster des Hauptgebäudes, und innerhalb weniger Sekunden schossen Flammen aus dem Haus heraus. Da die Wasserpumpe nicht installiert war, musste Jack La Fave hilflos zusehen, wie seine Lodge komplett niederbrannte. Dank des Regens, der wenige Minuten später einsetzte, blieben wenigstens die Schäden an der Umgebung gering.
Das Feuer ereignete sich am Nachmittag des 10. Juni 1981. Am 12. Juni sollte die Saison starten. 27 Gäste hatten gebucht, 22 von ihnen waren bereits auf dem Weg nach Whitehorse. Es gelang Jack La Fave, eine Gruppe von fünf Personen zu kontaktieren, die mit dem eigenen Flugzeug anreisten, und deren Besuch abzusagen. Die anderen Gäste waren bereits unterwegs in Richtung Yukon und konnten erst einen Tag später kontaktiert werden, als sie am Abend in Whitehorse ankamen. Trotz des Unglücks wollten alle angeln gehen, also errichtete man ein Zeltlager am Wellesley Lake. Es war eine tolle Woche! Die Verhältnisse waren zwar etwas karger als am Tincup Lake, aber alle genossen den Aufenthalt in vollen Zügen.
1981–2010
(nach einer Erzählung von Larry Nagy, März 2012)
Das 16000 Quadratmeter grosse Grundstück blieb seit dem Brand unbenutzt, bis Larry Nagy es 1986 erwarb. Im Jahr darauf beauftragte er Dave Barrett mit dem Schneiden der Weiden und dem Rückbau der abgebrannten Lodge. 1989 kaufte Larry ein von Pan-Abode entworfenes Blockhaus aus Rotzedernholz und charterte drei Helikopter von Al Kapty von Trans North Helicopters, um das Baumaterial für die neue Lodge einzufliegen.
Die drei Helikopter vom Typ Bell 206 transportierten in eineinhalb Tagen 91 Ladungen Zedernstämme und Material von der Meile 1118 des Alaska-Highways aus zum Tincup Lake. 1990 kaufte Larry eine Beaver mit Schwimmern und flog, wieder von der Meile 1118 aus, weitere 315 Materialladungen ein, die für den Bau von drei Doppel-Blockhäusern benötigt wurden. Die Tincup Lodge war 1992 wieder voll betriebsbereit. Larry und seine Lebenspartnerin Jose Janssen empfingen bis im Sommer 2010 jedes Jahr von Juni bis September Gäste. Danach übernahm der Schweizer Meinrad Humm die Lodge.
Weil die Natur sich hier von ihrer schönsten Seite zeigt und der Ort eine grosse Ruhe ausstrahlt, kamen viele Gäste mehrmals zum Tincup Lake – so auch der britische Radio- und TV-Moderator Chris Tarrant oder die amerikanische Medienunternehmerin Martha Stewart. Als sie 2002 einen Teil der Aufnahmen für ihre Ferien-TV-Show auf der Lodge machte, sagte sie, dass man an diesem Ort dem Paradies so nahe sei wie sonst nirgends auf der Welt.
Tincup Lake ist ein Ort voller Magie – und wird es immer bleiben. Wer einmal hier war, dem bleibt dieser Ort für immer in Erinnerung.
2010 bis heute
Meinrad Humm erwarb die Lodge 2010.
Die Geschichte in Bildern: der Film zur Tincup Lodge aus dem Jahr 1971 (13'34")
Text: Ray Conant, Warren La Fave and Larry Nagy.
Tincup Film: Ray Conant.
Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten für ihren Beitrag.